Der Bussekater
In den Dörfern des Südkreises geht der Bussekater um. Das ist ein außergewöhnlich großes Tier, erreicht es doch die Höhe eines kräftigen Hofhundes. Sein Fell ist kohlrabenschwarz. Die Augen glühen wie feurige Kohlen. Furcht und Schrecken sind seine Begleiter.
Wenn die Dämmerung angebrochen ist, so schleicht der Bussekater auf die Höfe und streicht wie ein Raubtier um die Häuser. Die Hofhunde jaulen laut auf, wenn er sich nähert, und verkriechen sich winselnd in der Hundehütte. Die Hauskatzen fauchen, krümmen den Buckel und suchen einen sicheren Schlupfwinkel auf. Das zur Ruhe gegangene Federvieh wird unruhig, und der Hahn kräht. Ratten und Mäuse rascheln im Stroh und verschwinden in ihren Löchern. Pferde und Rinder rasseln mit den Ketten und erheben sich schnaubend von ihrem Lager. Es ist so unheimlich, als lauere eine Gefahr irgendwo auf ein Opfer.
Der Bussekater stellt aber dem Getier gar nicht nach. Vielmehr hat er es auf die schreienden und lärmenden Kinder, die beim Einbruch der Dunkelheit nicht von der Straße finden können, abgesehen. Plötzlich steht er vor den Ahnungslosen und faucht sie böse an. Die glühenden Augen werden unnatürlich groß, noch entsetzlicher reckt sich der Buckel in die Höhe. Manchmal müssen die Kinder auch seine scharfen Krallen fühlen, insbesondere die großen Schreihälse. Alles wirkt so schrecklich, dass die auf der Straße Angetroffenen vor Furcht so laut schreien, dass es denjenigen, die in den Stuben sitzen, durch Mark und Bein geht! Die Alten sagen dann: „Der Bussekater geht um!“ Sie warnen die eigenen Kinder und raten ihnen, um diese Zeit ja nicht allein auf die Straße zu gehen und dort im Dunkeln zu spielen; denn sie behaupten, dass der Bussekater ein Zauberer ist, der sich in einen Kater verwandeln kann. In der Verwandlung ist er unterwegs, um die Herumtreiber zu fassen. Wenn er sie dreimal schnappt und mit seinem Schwanze berührt, so sind sie ihm auf Lebenszeit verfallen. Während die artigen Kinder in der warmen Wohnstube sitzen und fleißig Schularbeiten machen, basteln und in Büchern lesen, können die Herumtreiber, die vom Bussekater verzaubert worden sind, nicht mehr von der Straße loskommen. Sie sind voller Unrast, faul und frech in der Schule, unbeständig und ungehorsam, laufen auch dem Handwerksmeister aus der Lehre fort, bereiten ihren Eltern nur Kummer und Sorgen und müssen endlich im Elend jämmerlich zugrunde gehen.
Jeder kann sich denken, dass sich alle guten Kinder vor ihm fürchten, weil sie keine Straßenkinder werden wollen.
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