Das weiße
Gespenst
An dem Lengeder Friedhofe
vorbei führt die Schweinegasse. Sie wird auf, der einen Seite von der dichten
Kirchhofsecke eingefaßt, auf der anderen Seite liegen die Bauernhöfe mit hohen
Torwegen.
Wenn früher in Lengede in
irgendeinem Hause jemand gestorben war, dann erschien im nördlichen Schalloche
des Kirchturmes ein flackerndes Licht. Man konnte es aus der Schweinegasse gut
beobachten. Gleichzeitig ließ sich am Turme ein Spukeding herab. Es war das
Totengespenst, das sich in ein weißes Laken gehüllt hatte. Wehe dem, der sich
von diesem Gespenst in der Schweinegasse fassen ließ! Er wurde blitzblau geprügelt!
Dem Großspänner vom Hofe des
Bauern Pipo ist es einmal so ergangen. Er hatte zwar das weiße Gespenst
gesehen, glaubte aber nicht an die Erzählungen der Leute. So versteckte er sich
in den Heckenrosen der Friedhofshecke und äffte das Spukeding. Ehe er sich‘s
versah, war das Spukeding über ihm und verabreichte ihm eine Tracht Prügel,
wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht erhalten hatte. Niemand hat nach
ihm das weiße Gespenst wieder herausgefordert.
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